Vereinsleben in 2020
2020 war von großen Herausforderungen, diversen Schwierigkeiten, aber auch kreativen Ideen geprägt. Als wir im März das erste Mal den Übungsbetrieb ruhen lassen mussten, seitdem ich denken kann, war alles neu. Die Herausforderung unser soziales Miteinander, unseren Sport, unseren Verein, ja unsere Familie zusammen zu halten war groß. Aber trotzdem mussten wir aufeinander Acht geben, und die Kontakte reduzieren, Listen führen und aufpassen. Viel aufpassen. Viel informieren. Viel miteinander reden, abwägen und Verordnungen lesen. Der Gaststättenbetrieb wurde eingeschränkt und wir haben versucht das ganze nach Draußen zu verlagern und ein Zelt aufgestellt. Die Teilnehmerzahl in der Halle wurde beschränkt und auch hier war wieder unser Sportplatz Zuflucht für uns. Wir haben Punkte markiert, um Abstände einzuhalten, Wege vorgegeben, die wir sonst nicht nehmen würden, und unser Training umstrukturiert. Wer an der Tischtennisplatte oder am Trampolin dran war, war in der Halle. Der Rest draußen auf dem Platz. Andere sind in kleinen Gruppen mit Abstand zum Sport in den Wald gegangen. Fitness wurde nach Hause verlagert oder online durchgeführt. Jede Vereinsgruppe hat Lösungen gesucht, das Miteinander aufrecht zu erhalten, und am besten noch fit zu bleiben.
Das zeigt unsere große Stärke als Verein und ist der Verdienst der letzten Jahre. Ohne eigene Halle, oder den Platz, wären wir auf Entscheidungen von außen angewiesen. Aber so hatten wir einen Ort, wo wir miteinander Abstand halten konnten und ein bisschen Ablenkung und Freude finden konnten oder nicht allein mit unseren Sorgen waren.
Der Sommer war gekommen und das Bergturnfest stand vor der Tür. Die Entscheidung das 118. Frankenstein Bergturnfest nicht wie gewohnt stattfinden zu lassen, haben wir, solange es ging, herausgezögert. Die Situation war unklar. Statt des belebten Wochenendes mit Kinderleichtathletik, Läufern und Turnern, haben wir uns für die Entzerrung der Veranstaltung entschieden. Eine Bergturnfest- und Laufwoche. Jeder konnte nach vorheriger Anmeldung mitmachen und wurde dann von uns im Schichtbetrieb auf dem Bergturnfestgelände empfangen und durch den Wettkampf begleitet. Die Läufe wurden eigenverantwortlich durchgeführt. Die Ergebnisse wurden dann über das Internet hochgeladen. Rund 80 Mittelstrecken und 30 Langstreckenläufer und gut 100 Bergturnfestteilnehmer kamen zusammen. Ein Dank gilt hier wie immer, aber nie selbstverständlich, an diejenigen Helfer, die das Bergturnfestgelände in Schuss gebracht haben und das alles möglich gemacht haben. Von den Teilnehmenden kam großes Lob und Dankbarkeit, dass wir so eine Veranstaltung ermöglicht haben.
Ohnehin war das letzte Jahr auch von viel Dankbarkeit geprägt. Sonst leidige Pflichten, wie das Laub der Bäume von der Bergturnfest-Anlage runter in den Wald zu schaffen, wurden beim Wochenendspaziergang oder glücklich mit Abstand und Maske in der Gruppe gemacht. Das Foto, das dabei entstanden ist, hat für mich historischen Wert. Wir sind in einer Situation, die wir hier in Europa seit über 100 Jahren nicht mehr erleben mussten. Wir haben uns die letzten Jahrzehnte an Frieden und Freiheit gewöhnt und müssen gerade miterleben, wie fragil diese Freiheit sein kann.
Was im Spätsommer noch einfach möglich, wurde mit sinkenden Temperaturen und steigenden Infektionszahlen immer schwieriger. Draußen Sport zu machen wurde immer unangenehmer und schließlich mussten wir doch wieder das gesamte Vereinsleben herunterfahren. Seit November sind wir nun im Lockdown. Unsere Wirte, Augusta und Fritz, mussten wieder schließen. Der gewohnte Jahresabschluss mit unserer Weihnachtsfeier konnte nicht stattfinden. Das Getränkegeld und das Fehlen der Abschlussfeiern der Sportgruppen, haben die beiden nicht nur finanziell besonders geschmerzt. Mit Straßenverkauf ihrer Gerichte halten sie schon den ganzen Winter durch. Der Sport wurde Großteils entweder wieder nach Hause verlagert, durch Outdoor-Aktivitäten abgelöst oder aber ruhen gelassen. Die Turngruppe hält sich weiterhin über das Online-Training fit. Die Wettkampfgruppen der Tischtennis- und Trampolinabteilung haben ein Schichtbetrieb ausprobiert und etabliert. Maximal zwei Sportler können so gleichzeitig in die Halle. Einer von beiden muss erwachsen sein. Davor und danach wird gelüftet. Für die meisten anderen Gruppen war es bisher noch nicht interessant und so wird eher noch etwas gewartet, bis wieder größere Gruppen möglich sind. Aber wir bleiben dran und investieren in die Zukunft.
Die Kosten, die wir durch weniger Energieaufwand und geringere Übungsleitergebühren sparen konnten, haben wir in eine breite Neuanschaffung von Sportgeräten gesteckt. Dazu installieren wir eine Beleuchtung für den Sportplatz. Die Steuerung der Fenster wird gerade überarbeitet, damit ein vollautomatisches Lüften möglich wird. Einen Teil halten wir uns als Reserve für mögliche Investitionen in eine Lüftungsanlage oder andere Hygienemaßnahmen. Wir versuchen alle mitzunehmen und zu berücksichtigen. Den jungen Studierenden, der als Nebenjob Übungsleiter war und ist, aber auch die Familie, die in Kurzarbeit ist, und das Geld knapper wird. Redet mit uns, wenn ihr euch dabei angesprochen fühlt. Das ist keine Schande.
Ich möchte einen Ausblick auf unser kommendes Vereinsjahr geben. Wie ihr sicherlich gemerkt habt, musste die Fastnacht leider ausfallen. Unsere Sitzungspräsidenten Patrick und Tom haben uns aber mit zwei lachenden Augen die Fortführung der erfolgreichen letzten Kampagne versprochen. Am 21. März wollen wir unsere Mitgliederversammlung mit turnusmäßigen Wahlen abhalten. Wie bei der Mitgliederversammlung in 2020, werden wir mit Abstand bestuhlen und ein Hygienekonzept ausarbeiten. Wenn das nicht möglich ist, müssen wir einen Ausweichtermin finden. Die sportlichen Veranstaltungen stehen zwar zum großen Teil noch unter Fragezeichen, aber wir wollen trotzdem versuchen, was im vernünftigen Rahmen möglich ist. Die hessischen Ligen im Trampolinturnen sind zwar abgesagt, aber womöglich können einzelne Begegnungen stattfinden. Bei den Turnern sieht es ähnlich aus. Beim Tischtennis ist es weiterhin offen, aber prinzipiell ist der Spielbetrieb geplant. Genauso bei der Tennisrunde.
Das 119. Frankenstein Bergturnfest wird von uns derzeit mit Kinderleichtathletik und Lindwurmlauf für das Wochenende um den 12. September 2021 geplant. Sollte dies nicht möglich sein, werden wir versuchen eine Bergturnfestwoche vom 10.9. bis zum 19.9. abzuhalten.
Weiterhin bleiben wir flexibel und reagieren auf die aktuelle Situation. Unser Ziel ist es dabei einen verantwortungsbewussten und lösungsorientierten Weg zu finden, um das Vereinsleben wieder bunt und offen zu gestalten. Wir werden weiterhin versuchen Sport möglich zu machen, wo es geht und freuen uns, wenn wir jung und alt wieder in der Halle begrüßen können.
Ich persönlich bin dankbar für den Zusammenhalt, den ich trotz der großen Herausforderungen letztes Jahr erlebt habe. Lasst uns das dieses Jahr aufrechterhalten, an uns denken, und uns gegenseitig schützen. Nicht nur vor Corona, sondern auch vor der Einsamkeit und Tristesse. Lasst uns weiterhin eine große, kreative Sportfamilie bleiben.
Bleibt gesund und munter
Christian Bausch, Sportwart TV Nieder-Beerbach
Im Namen des Vorstandes